Sportdream's Buddy of Heart "Flare"

Als die ersten Welpenbilder knapp einen Tag nach der Geburt per Mail eintrafen, habe ich mich direkt in meinen Border-Aussie verliebt. Dunkles rot, viel Blässe, weiße Beine, nbt...

Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, wie sie beim ersten Welpenbesuch auf meine Hand krabbelte, es sich gemütlich machte und erstmal eine Stunde gemütlich schlief. Viele mögen jetzt den Kopf schütteln, aber wir haben uns gesucht und gefunden.

Mein "once in a lifetime" Hund.

Die Wochen bis zur Entscheidung über die Welpenzuteilung und bis zum Einzug zogen sich wie Kaugummi, aber es ist ja alles gut gegangen.

Flare ist nicht nur optisch bi, sondern auch charakterlich. Entweder weiß (ruhig, bedacht aber wachsam) oder rot (pures Feuer).

Sie ist zu Hause ausgeglichen, schmusebedürftig, aber wachsam. Fremden gegenüber ist sie reserviert und misstrauisch, aus Unsicherheit heraus fackelt sie auch nicht lange mit Drohen. Sie neigt dazu alles für einen klären zu wollen und entscheidet für sich, welches Auto vor der Haustür stehen darf und welches nicht. Seit Tane eingezogen ist, spricht sie die erste Warnung aus und der Kerl kann dann den Rest erledigen. Sie ist sehr intelligent und weiß genau, dass er dann den Ärger für das unnötige Bellen bekommt.

Generell ist sie kein stiller Hund. Kuscheln kann mit einer Art Schnurren, Fordern mit einem Brummen und Knautschen, Meckern mit einem Bellen oder Quietschen einhergehen. Wenn sie etwas will, weiß man es sofort.

Sie hat viel "will to please", unheimlich Pfeffer im Hintern, kann aber auch sehr eigensinnig sein. Sie weiß ihre Interessen durchzusetzen, ohne das man merkt, dass die Diva mal wieder ihren Willen durchgesetzt hat. Und wenn sie nur mal wieder unbemerkt den Spazierweg vorgegeben hat. 

Draußen dreht sie voll auf und hat nahezu keinen Pause-Schalter. Sie ist ein Fährtenjunkie, immer auf der suche nach dem einen Reiz, wenn man sie nicht bespaßt. Wobei das mit dem Alter wirklich immer besser wird und sie teilweise trotz Reiz auch ohne Leine unterwegs sein kann.

Ich führ(t)e Flare (turniermäßig) nur im Obedience. Durch ihren ausgeprägten Bewegungsreiz, mit anschließender Gehirnlosigkeit, hat sie es schon viermal auf den OP-Tisch geschafft (Kreuzbandriss), so dass andere Sportarten nicht in Frage kommen. Wobei ich eh immer Obedience machen wollte. So what?!

Sie liebt die Unterordnung bzw. Fußarbeit, zeigt sich extrem schnell und wendig bei Apport und Box. Intelligenz-Spiele und Tricks gehören zum Abwechslung dazu. 

Seit 2014 besucht sie zusätzlich eine Agi-Gruppe, die Rücksicht auf ihr Handycap nimmt. Die Höhe der Hürden darf ich dort selbst bestimmen, weshalb ich mich dazu entschlossen habe uns den Spaß zu gönnen, solange Flare von der Hinterhand her stabil ist... Sie hat unglaublich schnell die Geräte gelernt. Als alter Obe-Hund mag sie nicht weit weg von der Führhand, so dass ich ganz schön laufen muss, aber so halte ich mich auch etwas fit. Flare hat im Agi so schnell Fuß gefasst, dass sie parallel zu Tane die Parcours ablaufen kann, nur halt auf mini. Mein kleiner roter Blitz.

 

Einen Ausflug in die Hütearbeit haben wir Anfang Oktober 2014 gewagt. Sie findet es extrem spannend, dass etwas so vor ihrer Nase davonläuft, lässt man sie allerdings von der Leine, schaut sie erstmal ungläubig und weiß nicht so recht, was sie mit den Schafen anfangen soll. Mit Frauchen Schafe treibe geht, zu Frauchen treiben geht nicht. Sie stand einfach unsicher im Roundpen herum und überlegte und überlegte... Bei den Enten war es nicht viel anders, wobei die durch das Flattern schon viel interessanter für sie waren.

 

Flare ist mit ihren 11 Jahren zwar immer noch sportlich im Obe aktiv, allerdings nur noch im Training. Durch ihre Vorgeschichte und die fortschreitende Arthrose ist sie einfach nicht mehr in der Lage, z. B. die Hürde in der geforderten Höhe zu springen. Ablage aus der Sicht war auch nie ihrs und über die Übung 8 will ich gar nicht erst sprechen. Zu scharfes Pylo umrunden, Abstoppen, Apportel und Hürde. Das ist für ihren Kopf schon nicht machbar, das Apportel hat einfach einen zu hohen Wert und unter der offenen Hürde rennt sie nur unten durch. Sie ist also offiziell Sport-Rentnerin. 

 

Flare hat allerdings ein neues Hobby für sich Entdeckt, das Bootfahren. Wasser, schwimmen, suppen, das war immer schon ihrs, aber auch auf dem Wasser mit unserem kleinen Motorboot cruisen findet sie toll. Am Liebsten liegt sie am Heck und beobachtet das Wasser und die ganzen Schwäne auf der Maas. 

 

Noch eine kleine Anekdote zu ihrem Namen: 2008 habe ich in Neuseeland eine Patenschaft für ein Kiwi-Küken namens Flare (Lichtschein) übernommen. Das Kleine war kraftlos und hatte ein kaputtes Beinchen, so dass es anfangs nicht sicher war, ob es das Ei überhaupt von alleine aufbekommen würde, denn nur das ist es überlebensfähig. Die kleine Kiwi-Flare hat es geschafft, sich gesund und prächtig entwickelt und konnte wieder ausgewildert werden.

 

Für meine Flare passt die Übersetzung Fackelfeuer sehr gut. Unbeständig, lodernd, wärmend, erhellend... Flare ist ein Lebensgefühl. Sie ist mir manchmal erschreckend ähnlich; man muss hier einfach von seinem Seelenhund sprechen.

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Leider hat mein "once in a lifetime dog" am 17.11.2024 beschlossen, dass ihre Zeit bei uns vorüber ist. Sie ist sich in allem sehr treu geblieben, auch ihrem Geburtstagszahlen. So wie sie bei meinem ersten Treffen in meinem Arm geschlafen hat, so ist sie gegangen: sie ist in meinen Armen einfach eingeschlafen.  Da ich dafür unendlich dankbar bin, möchte ich diese letzte Reise niederschreiben. Wer dieses Geschenk mitlesen möchte, kann es auf einer gesonderten Seite (Flares letzte Reise).